Montag 06. Januar 2020 | 00:21

„Bezahlbarer Wohnraum für alle“

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In Basel und Zürich steigen die Mietpreise. Das macht die Wohnfrage zum umkämpften Politikum. Ein Gespräch mit Astrid Heymann (ZH) und Lukas Ott (BS) über Möglichkeiten und Grenzen städtischer Interventionen im Themenhaft von Hochparterre zu Basel.

Der Wohnungsmarkt ist angespannt in Basel, denn seit Jahren wachsen die Arbeitsplätze stärker als die Einwohnerschaft. Eine der zentralen Herausforderungen besteht deshalb darin, genügend, durchmischten und günstigen Wohnraum zu schaffen. Wenn Basel-Stadt unter dem Motto nachhaltige, lustvolle Dichte bis 2030 wieder den Bevölkerungsstand von 220’000 Einwohnern erreichen soll, ist die Grundlage ein breites Wohnungsangebot für unterschiedliche Lebensformen.

Aufwertung ohne Verdrängung

Eine ganz besondere Herausforderung stellt die sozialverträgliche Gestaltung des Entwicklungsschubes dar – zumal wir im Moment keine Veranlassung zur Annahme haben, dass die Dynamik an Schwung verliert. Der Staat muss die „goldene“ Mitte finden, um eine Aufwertung ohne Verdrängung zu ermöglichen. Wohnen in der Stadt muss für eine breite Bevölkerung bezahlbar sein. Deshalb rückt der gemeinnützige und preisgünstige Wohnungsbau generell noch stärker in den Fokus. Die Annahme der vier Wohninitiativen im letzten Jahr hat gezeigt, dass die Bevölkerung hier Handlungsbedarf sieht.

Zum Gespräch mit Astrid Heymann und Lukas Ott

Angesichts des Aufholbedarfs beim Wohnraum müssen wir mit einem zusätzlichen Angebot eine dämpfende Wirkung am Wohnungsmarkt und bei der Mietzinsentwicklung erreichen. Und wenn wir in unseren Städten Aufwertung ohne Verdrängung wollen, müssen wir bei steigender Wohnkostenbelastung nicht nur für die schwächsten Haushalte bezahlbaren Wohnraum anbieten. Die Regierung baut deshalb das eigene Portfolio aus, fördert weiter die Genossenschaften und setzt Anreize für die private Immobilienwirtschaft. So wird in den Planungsvereinbarungen für die Transformationsareale auch mindestens ein Drittel preisgünstigen Wohnraum verlangt. Damit werden alle Bauträger in die Pflicht genommen.

Schlüsselrolle für die Genossenschaften

Die Wohnbaugenossenschaften spielen bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle. Genossenschaftliche Wohnbauträger tragen mit ihren Liegenschaften zu einem attraktiven und vielfältigen Wohnangebot bei.

Der Anteil von Genossenschaftswohnungen am gesamten Wohnungsmarkt beläuft sich mit rund 11‘000 Wohnungen auf etwas über 10 Prozent. Dabei befinden rund 40 Prozent aller Genossenschaftswohnungen, also etwa 4‘000 Wohnungen, auf Land des Kantons, welches im Baurecht den Wohnbaugenossenschaften abgegeben wird. Nur schon dadurch gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Kanton und den Wohnbaugenossenschaften. Zusammen mit den Genossenschaften hat der Kanton den partnerschaftlichen Baurechtsvertrag PLUS erarbeitet. Der Baurechtsvertrag PLUS kommt einerseits den Genossenschaften mit einer Staffelung des Baurechtszinses entgegen und fordert anderseits von ihnen zusätzliche Leistungen ein (Schaffung eines Erneuerungsfonds, Einhaltung wohnpolitischer Vorgaben).

Nicht zuletzt aufgrund der gezielten Abgabe von Land im Baurecht durch den Regierungsrat befindet sich der genossenschaftliche Wohnungsbau im Aufwind – alleine in den letzten zweieinhalb Jahren wurden rund 350 neue Genossenschaftswohnungen fertiggestellt. Damit fiel ein vergleichsweise hoher Anteil der Neubauproduktion auf Genossenschaftswohnungen. Weitere rund 1’200 neue Genossenschaftswohnungen befinden sich im Bau oder in der Planung und dürften in den nächsten 5 Jahren fertiggestellt werden.

Hochparterres Themenheft zu Basel

Unter dem Titel „113 Heaktar Chancenland“ geht es in Hochparterres Themenheft zu Basel um riesige Transformationsareale und Quartiere im Wandel, über fordernde Stimmbürger und das Leben im Dreiland.

Bis 2035 will Basel Platz für 20 000 Einwohner und 30 000 Arbeitsplätze schaffen – und zwar möglichst sozialverträglich. Dabei hat der Kanton mehrere Trümpfe in der Hand, vor allem 113 Hektar zentrumsnahe Transformationsareale. Die Herausforderungen sind zahlreich, denn der Wohnungsmarkt ist angespannt, ein funktionierendes S-Bahn-Netz fehlt, Kantons- und Landesgrenzen erschweren die Planung innerhalb der zunehmend trinationalen Agglomeration. Drei Gespräche, drei Reportagen, eine statistische Analyse und eine Fotostrecke porträtieren die Stadt vor dem Bauboom.

Das Themenheft kann hier bestellt oder online gelesen werden.